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Röhren, Transistor, Modelling oder Hybrid Combo - welcher Verstärker ist der richtige für dich

Geschichte

In den 1950ern entstanden die ersten Gitarrenverstärker, bei denen für die Signalverstärkung ausnahmslos Röhren verantwortlich waren. Zu dieser Zeit gab es keine technischen Alternativen: An Computer-Modeling war noch nicht mal zu denken und Transistoren gab es zwar schon, allerdings in der Praxis noch nicht wirklich einsetzbar. Erst Jahrzehnte später kamen langsam Transistorverstärker zum Einsatz, beispielsweise in Radios, später dann auch in Gitarrenverstärkern. In den 1970er Jahren entwickelten sich die ersten Hybrid-Verstärker, die in der Vorstufe Transistoren nutzen und in der Endstufe Röhren, oder umgekehrt. Dadurch konnte eine längere Haltbarkeit und Robustheit erreicht werden, die zu dieser Zeit reinen Röhrenverstärkern deutlich überlegen waren. Danach mussten noch viele Jahrzehnte vergehen bis mit Aufkommen der ersten Computerschaltungen ein Modeling-Verstärker entstehen konnte.

Die unterschiedlichen Techniken

Röhrenverstärker

Röhren im Verstärker

Röhren-Gitarrenamps besitzen einen modularen Aufbaue aus Vorstufe und Endstufe. Das Input-Signal wird mithilfe von Elektronenröhren verstärkt. Dabei kommen sowohl in der Vorstufe, als auch in der Endstufe unterschiedlich viele Röhren zum Einsatz, bei der Vorstufe normalerweise Triodensysteme, bei der Endstufe Leistungspentoden.

Transistorverstärker

Transistorverstärker haben grundsätzlich denselben modularen Aufbau wie ein Röhrenverstärker: mit Vor- und Endstufe. Allerdings übernehmen hierbei die Transistoren die Funktion der Röhren und verstärken das Eingangssignal.

Modelingverstärker

Beim sogenannten Modeling wird das Inputsignal nicht einfach nur verstärkt, sondern digital abgeändert. Dies wird durch eingebaute Computerchips erreicht, die im Grunde einen Transistor- oder Röhren-Sound simulieren. Streng genommen handelt es sich hierbei also ebenfalls um Transistorverstärker, da in den Computerchips Transistoren enthalten sind. Allerdings meint man mit "Transistor-Gitarrenverstärker" im Normalfall einen Amp ohne Simulationen.

Hybridverstärker

Hybridverstärker haben sowohl Röhren, als auch Transistoren eingebaut. Dabei gibt es verschiedene Varianten: Bei den ersten Hybridgitarrenverstärker kamen in der Endstufe Röhren, in der Vorstufe Transistoren zum Einsatz, oder umgekehrt. Später wurde das ganze noch durch Modeling-Module ergänzt, sodass heutzutage beispielsweise auch Röhrenverstärker mit Modeling-Optionen verkauft werden. Beliebt sind auch Mehrkanalverstärker, die bei einem Kanal den "reinen" Röhrensound liefern, beim anderen ein Modelingsound, der vielfältiger ist und auch zum leise spielen besser geeignet ist.

Unterschied zwischen Röhren und Transistor

Im Grunde ist der technische Unterschied zwischen Röhren- und Transistoren-Amps schnell erklärt: Transistoren-Combos benutzen zur Signal-Verstärkung Transistoren, Röhren-Combos Röhren. Transistoren sind dem technischen Fortschritt zu verdanken und sollten die Röhre eigentlich komplett ablösen, da ein Transistor viele Vorteile besitzen: günstig, kleiner, zuverlässiger. Aber gerade in der Musik und speziell bei E-Gitarren Verstärkern wurden die Röhren bis heute nicht verdrängt (und sogar weiterentwickelt). Der klare, warme Sound und die Verhaltensweise bei Verzerrung der Röhren konnte mit Transistoren-Combos nicht erreicht werden. Erst das digitale Modeling machte den Röhren beim Sound richtige Konkurrenz.

Unterschied zwischen Transistor und Modeling

Transistoren-Amps sind im Grunde ähnlich aufgebaut, wie Röhrenamps: Es gibt keine digitale Klangerzeugung und pro Kanal liefert der Amp einen Sound. Modeling-Amps besitzen hingegen Computerchips, die den Sound digital erzeugen und meistens versuchen einen Röhrensound nachzuahmen. Ein großer Vorteil dieser Technik: es muss kein neuer Kanal für einen neuen Sound eingebaut werden, beziehungsweise das Kabel umgesteckt werden. Beim Modeling ist der einzige limitierende Faktor der Speicherplatz. Dementsprechend werden heute auf Grund der Soundvielfalt meist Modeling-Amps von Händlern empfohlen und von Gitarristen bevorzugt. Ein kleiner Nachteil dabei: die Steuerung ist wegen der vielen Möglichkeiten natürlich ein wenig komplizierter. Zusammenfassend: Modeling ist eine digitale Nachbildung eines Sounds und erlaubt eine große Soundvielfalt in einem Verstärker, ein Transistoramp hat seinen eigenen Sound (oder bei zwei Kanälen: zwei Sounds), ist aber auf diesen Sound festgelegt, ähnlich wie ein Röhrenamp.

Soundunterschiede

Röhre

Röhrenamp: Einfaches Bedienfeld mit zwei Kanälen

Der Röhrensound ist quasi das Original, denn die ersten Gitarrenamps waren alle Röhrenverstärker. Alle großen Gitarristen, die den ersten E-Gitarren Sound mitprägten, sind für ihren Röhren-Sound bekannt. Auch heute noch schwören viele Gitarristen auf den klaren Sound einer Röhre, der eine schnelle Ansprache und damit ein besseres Spielgefühl mit sich bringt.

Röhrenamps verändern ihren Klang mit der Lautstärke. Nicht umsonst sprechen Gitarristen bei Röhrenamps von einem "Sweet-Spot", die Lautstärken-Einstellungen Kombination der Vor- und Endstufe, die den besten Sound liefert. Gerade Einsteiger haben es deswegen bei der Bedienung eines Röhrenverstärkers etwas schwerer, denn es benötigt etwas Fingerspitzengefühl und Geduld, um den gewünschten Sound einzustellen. Im Normalfall wird auch auf Begriffe wie "Overdrive" verzichtet, stattdessen muss die Verzerrung über die Lautstärkeregler der End- und Vorstufe erfolgen. Ein hoher Verzerrungsgrad wird dabei erreicht, wenn die Vorstufe voll aufgedreht wird und die Endstufe die anvisierte Lautstärke bestimmt. Allerdings entsteht durch die Verzerrung der Endstufenröhren ein anderer Sound, wobei diese im Normalfall erst mit einer sehr hohen Lautstärke erreicht wird.

Transistor

Transistorverstärker waren vor allem die Antwort für geplagte Gitarristen, die ständig Röhren austauschen mussten. In den ersten Jahrzehnten der Gitarrenverstärker waren Transistoren deutlich zuverlässiger und erlaubten ebenso andere Sounds. Mit Transistoramps ist es möglich bei geringer Lautstärke denselben Sound zubekommen wie bei hoher Lautstärke.

Auch bei der Verzerrung gibt es Vorteile, da die Technikunterschiede im Vergleich zu Röhren eine andere Bedienung ermöglichen. So kann zum Beispiel auch bei geringer Lautstärke mit einer gewaltigen Verzerrung gespielt werden und die Verzerrung unabhängig von der Lautstärke beliebig geregelt werden. Während bei Röhrenamps ein Kanalwechsel meistens nur durch Umstecken des Kabels realisiert werden kann, besitzen Transistoramps einen Schalter, wodurch der Wechsel zwischen Clean- und Overdrive-Kanal deutlich komfortabel vonstattengeht.

Modeling

Modeling - extrem viele Einstellungsmöglichkeiten

Die ersten Modelingsounds waren noch kein wirklicher Ersatz und konnten mit den etablierten Amps nicht mithalten. Inzwischen hat diese Technik allerdings gewaltige Fortschritte gemacht, sodass die besten Modeling Amps Röhrensounds perfekt nachahmen können, sodass selbst erfahrene Profis den Unterschied oft nicht mehr merken. Sogar beim Spielgefühl und der Ansprache gab es Fortschritte, wobei hierbei viele Gitarristen Röhren noch bevorzugen.

Auch der Preis spielt dabei eine entscheidende Rolle: günstige Modeling-Amps liefern inzwischen zwar auch brauchbare Sounds, sind Röhren-Amps aber immer noch deutlich unterlegen. Bei der Soundvielfalt und der Praxis stellen allerdings alle Modeling-Amps, sogar Premium Röhrenverstärker, in den Schatten. Ein "normaler" Amp bietet maximal zwei unterschiedliche Grund-Sounds, ein Modeling-Amps so viele wie der eingebaute Speicher zulässt. Die Qualität der Sounds hängt dabei stark von der Programmierung ab und variiert von billig bis perfekt.

Fazit

Obwohl sich die Qualität heutiger Röhren deutlich verbessert hat, nimmt man damit im Vergleich immer noch einige Nachteile in Kauf: Sie sind teurer, anfälliger und müssen irgendwann zwangsläufig ausgetauscht werden. Transistor- und Modeling-Amps sind langlebiger, meist günstiger und robuster, haben aber meistens Nachteile beim Sound und beim Spielgefühl.Röhren besitzen eine direktere Ansprache und liefern einen einzigartigen, klaren, echten Sound ab, der auch mit den heutigen Mitteln immer noch schwer hundertprozentig zu kopieren ist. Deswegen führt für viele Gitarristen kein Weg an einem Röhrenverstärker vorbei, der bei einer dynamischen und gefühlvollen Spielweise Vorteile bietet. Will man Rock- und Blues-Klassikern covern und dem Sound so nahe wie möglich kommen, sind Röhren normalerweise auch die bessere Wahl. Reine Transistorverstärker werden kaum noch hergestellt. Meistens wird die Technik mit Modeling oder Röhren in einem Hybridamp kombiniert. Diese Amps sind für Unentschlossene bestens geeignet, denn sie bieten oft einen Röhrensound, zusätzlich aber auch noch die Vielfalt des Modeling. Modeling-Amps sind vor allem für Anfänger und zum Üben für daheim die erste Wahl. Die Soundvielfalt ist bei vielen solcher Amps teilweise fast schon überwältigend und sie klingen auch leise genauso gut, wie bei hoher Lautstärke. Modeling bietet dem Nutzer außerdem unglaublich viele Einstellungsmöglichkeiten und die Möglichkeit Sounds auf die eigenen Vorlieben anzupassen, abzuspeichern und leicht wieder abzurufen. Die ganzen Möglichkeiten haben allerdings auch eine Schattenseite: Die Bedienung solcher Amps ist deutlich komplizierter geworden, und überfordern manche Gitarristen, die einfach nur ihre Gitarre einstöpseln und losspielen wollen.

 
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